Freitag, 19. Februar 2010

Curly Hair - Was ist das eigentlich?

Bevor wir uns den lockigen Haaren an sich zuwenden zunächst einige allgemeine Infos über Haare. Haare bestehen zum größten Teil aus Kohlestoff, die genaue Zusammensetzung sieht in etwa wie folgt aus:

50% Kohlenstoff
23% Sauerstoff
17% Stickstoff
6% Wasserstoff
4% Schwefel


Ca. 10% davon sind H2O Verbindungen, sprich Wasser. Die anderen 90% sind Proteine, die auch als Keratin bezeichnet werden. Seide zum Beispiel hat übrigens eine ganz ähnliche Zusammensetzung, wie dies auch für viele weitere tierische Fasern gelten dürfte:

48% Kohlenstoff
26% Sauerstoff
17-19% Stickstoff
6-7% Wasserstoff


Das sollte im Hinterkopf behalten werden, wenn ich später auf die Haarpflege zu sprechen komme.

Grob wird das Haar in drei Schichten eingeteilt, Cuticula, Cortex und Medulla. Die Cuticula ist die natürliche Schuppenschicht, die das Haar umgibt. Diese liegt normalerweise eng an und ermöglicht so eine Reflektion des Lichts. Der Effekt sind Haare die glänzen. Allerdings ist diese Schuppenschicht auch sehr empfindlich und kann durch mechanische (Bürsten), chemische (färben, blondieren) oder Hitze (fönen, glätten) aufgeraut oder sogar zerstört werden. Die Haare werden stumpf und noch empfindlicher.
Einer aufgerauten Schuppenschicht kann man übrigens entgegenwirken. Haare haben von Natur aus einen sauren PH-Wert (4,5 – 5,5), da Seifen alkalisch sind, kann man dies durch eine saure Spülung wieder ausgleichen (auch sogenannte saure Rinse, bei der Wasser und eine Säure, z.B. Essig oder Zitronensaft gemischt werden und als Abschluss nach dem Waschen über die Haare gegossen wird. Vorsicht jedoch bei der Dosierung, zu sauer sollte es nicht werden).
Der Cortex ist der Faserstamm, dieser macht etwa 80% des Haares aus. Die ist der wichtigste Teil des Haares. Farbe dringt in diesen Bereich zum Beispiel ein, um die gewünschte Veränderung zu bewirken. Feinste Keratinfasern, die sogenannten Fibrillen, bilden den Cortex, verbunden durch den Zellmebrankomplex. Reißfestigkeit und Elastizität hängen mit der Verbindung der Faserbündel durch eine Kittsubstanz zusammen. Durch chemische und thermische Einflüsse wird der Faserstamm und besonders die Kittsubstanz geschädigt und das Haar dadurch in seiner Struktur geschwächt. Im schlimmsten Fall kann das empfindliche Keratin aufweichen oder sogar schmelzen, gerade bei Locken kann die gesamte Struktur dadurch zerstört werden. Meine Schwester wäre für einen solchen Fall ein wunderbares Beispiel.
Die Medulla bildet das Haarmark, welche aber nicht an dem Aufbau oder Struktur beteiligt ist. Um die Medulla herum befindet sich im Übrigen das Keratin.

Der Mensch hat durchschnittlich etwa 80.000 - 150.000 Haare auf dem Kopf. Interessanterweise gibt es hier einen Zusammenhang zwischen Struktur und Haarmenge, so sind Lockenköpfe mit weniger Haaren gesegnet, als Glatthaare. Zudem sind die Haare bei Menschen mit Locken im allgemeinen dünner und feiner, als die der Glatthaare, was im Grunde auch Sinn macht, da die Locken mit weniger Masse mehr Wärmeschutz bieten.
In Curly Girl wird dieser Unterschied verantwortlich dafür gemacht, dass Lockenköpfe auch trockene Haare haben. Jede Haarwurzel hat auch eine eigene Talgdrüsen, die für die Produktion des Sebums verantwortlich, einer natürlichen, öligen Substanz, die die Haare auf natürlichem Wege schützt. 100.000 Wurzeln würden natürlich weniger Sebum produzieren, so die Argumentation, als 150.000 Wurzeln. Und deswegen seien die Haare von Curly Girls trocken. Auf der anderen Seite brauchen weniger Haare auch weniger Sebum, weswegen ich diese Erklärung persönlich nicht als schlüssig empfinde.

Sebum ist im Grunde nichts schlimmes, im Gegenteil, es ist steril. Allerdings bietet es eine Grundlage für Bakterien und Schmutz, weswegen es regelmäßig zumindest teilweise entfernt werden sollte. Allerdings mehr, um eben Schmutz und Bakterien zu beseitigen, weniger, um das Sebum selbst zu entfernen. Hier kann sogar gründliches Bürsten reichen. (No Wash, Sebum only)

Doch nun zu DER Frage überhaupt. Warum sind Haare lockig? Oder eben nicht? Haare werden in drei ethnische Typen eingeteilt, Asiatisch, Europäisch/Kaukasisch und Afrikanisch. Asiatisches Haar ist glatt und dick, Europäisches wellig und fein-normal, Afrikanisches kraus und meist fein. Den Grund für die Welligkeit liegt in der Form des Haares, die es im Querschnitt hat. Folgende Grafik verdeutlicht dies:

Grafik

In Natura unter dem Mikroskop sieht es so aus:

Asiatischer Haartyp
Kaukasischer/Europäischer Haartyp
Afrikanischer Haartyp


Dies sind natürlich sozusagen Idealwerte, nicht jedes asiatische Haar ist komplett rund, Afro-Haare zum Beispiel sind ovaler als 3er Locken (Korkenzieherlocken fallen zum Beispiel in den Bereich 3) und kaukasische Haartypen sind nicht immer alle gleich stark oval.

Um die Medulla ist eine weitere Elipse, bzw. ein Ring und dieser Ring ist am Ende verantwortlich für die Form des Haares. Bei lockigem Haar stößt er, wie man bei der folgenden Grafik sieht, an einer Seite fast an die Medulla, während die andere Seite der Elipse möglichst weit weg steht. Bei glattem Haar ist das alles schön gleichmäßig.

Grafik


Dieser strukturelle Unterschied ist also verantwortlich für unsere Locken, Wellen oder eben glatten Haare.

Ich bedanke mich bei Emi und Katzemyrdin für ihre Anregungen und Ergänzungen :)

Quellen:
Wikipedia
Lehrerweb
Lorraine Massey, Curly Girl. More than just hair… it’s an attitude, New York 2001.

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